Experiment Seerose: Der Langst soll was blühen
Experiment Seerose: Der Langst soll was blühen
Im Wasser des Ahlener Naherholungsgebiets Langst pflanzen sich Rosen anders als im Garten. Wie es gehen kann, zeigen Ahlens Angelsportler. Mit einem Experiment aus Netzen, Körben und maximalem Körpereinsatz.
Von Ulrich Gösmann
Schwimmende schwarze Schläuche stehen im großen Langstteich für ein Experiment. Gelingt es, blitzen in Kürze erste Blüten aus dem Wasser. Jahre soll es dann noch dauern, ehe der Seerosenteppich großflächig im Norden der Seenplatte liegt. Zuletzt gab es das im Jahr 2007.
„Wichtig ist, dass die Wurzeln packen. Wenn sie packen, dann wuchern sie richtig“, sagt Peter Lehmann. Der Zweite Gewässerwart des Angelsportvereins Ahlen hatte es schon einmal versucht. „Ich habe hier vor zwei Jahren mit meiner Frau eine Aktion gemacht“, sagt er. Doch: „Nichts ist angegangen.“ Was damals falsch lief, soll diesmal richtig laufen.
Rosen pflanzen: im Garten einfacher als im Wasser. „Das war eine super Idee von Zoo & Co“, bringt Erster Gewässerwart Frank Vorbeck seinen Vereinskollegen Peter Figul ins Spiel. Der stiftete mit seiner Idee auch gleich alles, was zur Umsetzung benötigt wurde: Seerosen, Pflanzkörbe, Netze und Schläuche. Und los ging's an einem Samstag im Mai, der ganze Manpower forderte.
Schutzkorsett für sicheren Aufwuchs
Vor dem Anglerheim wurden 28 Pflanzkörbe mit Erde, Substrat, Granulat gefüllt. Und Seerosen-Jungpflanzen eingepflanzt. „15 Zentimeter hoch, mit drei bis vier Blättern“, wie Lehmann erzählt. Doch wie die jetzt ins Wasser kriegen?
Mit den beiden Fischereiaufsehern Marlon Jung und Frank Michalczik war das Quartett komplett. Netze wurden zu Röhren geformt. Unten der schwere Korb, oben der leichte Luftschlauch. Damit sollte gelingen, dass die Pflanzen in einem Schutzkorsett ungestört in die Höhe wachsen können. Abgeschirmt vom Karpfenfraß oder dem Zubiss der Nager.
Gewässerwart steigt zum Pflanzen ins Wasser
Frank Vorbeck war es, der ins Wasser stieg und die Körbe positionierte. Schläuche auf der Wasseroberfläche zeigen jetzt, wo sie in 1,40 Metern Tiefe stehen. Die Petrijünger konzentrierten sich bei der Positionierung auf die geschützte Laichzone. In ihr darf die Leine nicht ausgeworfen werden. In ihr ist der Wasserstand auch um einen Meter niedriger als in der Teichmitte.
Vorbeck erinnert sich an die Zeit des extremen Krautwuchses im großen Teich. Das Tausendblatt habe gewuchert. Darauf reagierten die Gewässerwarte mit einem Fütterverbot. Dass Paniermehl ausgeworfen worden sei, um Fische anzulocken, das hätten manche wohl übertrieben.
Netze und Körbe kommen wieder an Land
Auf das Jahr 2007 datieren die Gewässerwarte die große Renaturierung des Langstteichs zurück. Seinerzeit sei mit den Seerosen der Unterstand der Jungfische „hopsgegangen“, wie Franz Vorbeck salopp formuliert. Der soll sich jetzt wieder entwickeln.
Ob das Experiment aufgeht, ob die neuen Seerosen wurzeln, das soll sich schon in Kürze zeigen. „Angeblich wachsen sie bis zu 15 Zentimeter am Tag“, wirft Peter Lehmann ein. Dann müsste man in den nächsten Tagen schon mal was sehen. Dann ist auch schon fast wieder die Zeit gekommen, um erneut ins Wasser zu steigen. Um Netze, Ringe und Körbe an Land zu holen. Zu erwarten sei, dass die Pflanzkörbe durch das Wachstum gesprengt würden.
Großflächiger Seerosenteppich
Bis der Seerosenteppich wieder so liegt, wie er einst lag, dürfte es fünf bis sechs Jahre dauern, mutmaßen die beiden Gewässerwarte, die dem Langstwasser gute Noten geben. Das sei top in Ordnung. Auch in heißen Sommerwochen. Da tue die große Fontäne einen guten Dienst bei der Sauerstoffzufuhr. Ein großes Problem seien die Wildgänse. Nicht nur wegen ihrer volumigen Hinterlassenschaften rund um den Teich. Mit durchschnittlich acht Jungen würden aus einem Dutzend schnell mal hundert. Und so gehe es munter weiter. Was nicht gut sei fürs Gewässer und das natürliche Gleichgewicht insgesamt.